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13.11.2015
Weiterlesen … TV-Darsteller Roland Jankowsky mit schräg-kriminellen Shortstories
01.08.2015
Die seit Kriegsende eintretende Inflation nahm im Sommer des Jahres 1923 mit Riesenschritten ihren Fortgang. Von Monat zu Monat, ja im Abstand von 14 Tagen ging es mit unserer Währung rapide den Berg hinunter. Während bis Mai die größten Geldscheine die Tausender waren, tauchten schon im Juni die Millionen-Scheine im Verkehr auf, womit die Tausend-Mark-Scheine die Bedeutung des Kleingelds erhielten. Dementsprechend stiegen auch die Preise aller Bedarfsartikel, mit denen die Löhne und Gehälter gleichen Schritt nicht mehr halten konnten. Für einen Tausender, der doch in Friedenszeit ein begehrenswerter Artikel war, konnte man im Monat Juli nicht einmal ein Streichhölzchen käuflich erhalten. Leicht erklärlich ist daher, dass die Not des Mittelstandes aufs äußerste stieg.
Einige Preisbeispiele
(Juli 1923):
1 Pd. Salz | 30.000 Mark |
1 Paket Streichholz | 90.000 Mark |
1 Paar Schuhe | 250.000 Mark |
1 Dz. Mehl Korn | 1.500.000 Mark |
1 Dz. Mehl Weizen | 2.000.000 Mark |
Einige Preisbeispiele (August
1923):
1 Paar Schuhe (ohne Macherlohn) |
60.000.000 Mark |
1 Hochzeitsanzug | 450.000.000 Mark |
Es waren fabelhafte Preise, die einem zu Gesicht und
Gehör kamen. Den Höhepunkt erreichte jedoch die Inflation in den Monaten
September, Oktober und der ersten Hälfte des November. Anfang September setzte
die Reichsbank die Milliarden-Scheine in Umlauf, dann im Oktober als letztes
Glied der Serie die Billionen-Scheine.
Handel und Verkehr stockten und der Geschäftsmann
konnte nicht mehr einkaufen, noch weniger verkaufen, da den Leuten das Geld zum
Kaufen fehlte. Der Arbeitgeber musste seine Arbeiter entlassen, weil er einen
den Zeitverhältnissen entsprechenden Lohn nicht mehr zahlen konnte. Fabriken
mussten stillgelegt werden.
Auch der Bauer und alle Selbstversorger waren ohne
Bargeld. Der Bauer behielt lieber das Vieh, als daß er es für wertloses
Papiergeld hergab. Aller Selbstversorger standen sich trotz aller wirtschaftlichen
Nöte am glänzensten.
Täglich mehrte sich die Zahl der Arbeitslosen,
welche über das Land zogen und sich ihren Lebensunterhalt erbettelten. Die
Unsicherheit im Land wurde immer größer.
Täglich berichteten die Zeitungen von Einbrüchen,
vornehmlich in Gotteshäusern, wobei die hl. Hostien in schändlicher Weise
entehrt wurden, Raubüberfällen, Raubmorden und Selbstmord.
Große Besorgnis erfasste auch in diesen Tagen die
Bewohner der Struth, eines Tages von einer Kompanie Arbeitslosen überfallen und
geplündert zu werden.
Deswegen griffen alle Bewohner zum Selbstschutz
und stellen Nachtwachen auf, die die Straßen des Ortes und vor allem die Ein-
und Ausgänge des Dorfes beaufsichtigten. So auch in Boxberg.